Home away from Home

Was für eine Nacht, was für ein Tag! Unser Schlafrhythmus war ganz schön durcheinander 😀 Kurz vor 21 Uhr konnte Tanja ihre Äuglein nicht mehr offen halten und versank in ihre Träume. Als sie aufwachte und meinte es sei morgen, war es erst 23 Uhr… 🙂 Auch ich hatte meine liebe Mühe, wir sind beide die halbe Nacht herumgekaspert, haben aber doch auch einige Mützen voll Schlaf abbekommen. Dennoch, Tagwach war früh, sehr früh! 

 

Aber das frühe Aufstehen hat sich gelohnt! Kaum hell, standen wir bereits im Dorf und genossen am Strand von Laguna Beach einen ersten Drink von Starbucks. Nicht weit weg vom Strand tummelte sich eine Gruppe von Delfinen – you gotta love California! Ich zeigte Tanja noch ein paar schöne Ecken von diesem Juwel eines Städtchens, und dann ging es weiter nach San Clemente.

 

Wer mich kennt und meine Berichte auch vor zehn Jahren schon verfolgte, der weiss, dass ich während meines Auslandaufenthaltes samstags ab und an nach Irvine ans Cars & Coffee fuhr. Zwischenzeitlich auch in der Schweiz ein Begriff, stammt das Original aus Südkalifornien. Jeweils samstags treffen sich Automobilenthusiasten wie ich zwischen 07:00 und 09:00 Uhr für Gasgespräche und, wie es der Name schon impliziert, Kaffee. Irvine wuchs über die Jahre so stark an, dass es den Rahmen des ursprünglichen Veranstaltungsortes bei Mazda sprengte. Auch Anwohner klagten über den Lärm. Heute gibt es mehrere Locations, aber nur eine scheint regelmässig durchgeführt zu werden – in San Clemente. Der Parkplatz eines Shopping Outlets dient als Location, und sie könnte besser kaum sein. Jede Menge Platz für die automobilen Schätze, kaum Anwohner, und hier halten sich auch meist immer alle brav an die Regeln “No Revving, No Burnouts, No Donuts”. Und was es da alles zu Bestaunen gab… WAHNSINN! Ich kann zu Beginn jeweils kaum klar Denken, kann keinem Plan folgen wie “wir laufen gezielt diese Reihe ab” -> Nein, immer wenn ich eine Kostbarkeit entdecke die mich fasziniert, muss ich gleich dahin 🙂 Man weiss nie, wie lange die Leute da sind. Die Treffen sind locker und ungezwungen, wie auch die Atmosphäre die vorherrscht. Alle freundlich, jung und alt – man trifft sich wegen der gemeinsamen Leidenschaft. Es gibt keinen Zwang, die zwei Stunden da zu sein, man kommt und geht wie es einem beliebt. Das Treffen findet JEDEN Samstag statt, immer zur gleichen Zeit. Und kein Treffen gleicht dem anderen, da nie immer die selben Leute vor Ort sind. Sensationell… Dazu die südkalifornische Autokultur, die ihresgleichen sucht und daher auf der ganzen Welt bekannt und anerkannt ist. Die Vielfalt der Fahrzeuge scheint unendlich, es ist fast alles abgedeckt. Vom amerikanischen Muscle Car über japanische Importrenner, europäische Sportwagen, Limousinen, High-End Luxusschlitten, Woodies, Kombis – für jeden etwas dabei! Highlight für mich waren zwei Dodge Viper. Erst stand nur eine rote GTS aus der Final Edition Rehe da (2002), doch auf dem Rückweg parkte nur zwei Autos weiter eine orange TA (Track Attack) – genau die Konfiguration, die ich mir einmal für die heimische Garage wünschen würde… 😀 Wahnsinn, purer Wahnsinn! Noch nie habe ich bis dato eine TA in “freier Natur” erleben dürfen. Da bin ich wirklich voll in meinem Element… Tanja hatte viel Geduld mit mir, vielen Dank nochmals an dieser Stelle :-*

Als nächstes hielten wir kurz in Oceanside und schlenderten etwas über den Pier. Trotz erneut eher nebligem Wetter waren beide Seiten des Piers mit Surfern voll, und Tanja legte sich noch mit einer einbeinigen Möwe an. Ich soll ausrichten, dass Tanja den Anstarr-Wettbewerb für sich entscheiden konnte 🙂 Wir genossen etwas das Spektakel, bevor wir uns auf den Weg nach Carlsbad ins Outlet machten – unsere Kreditkarten mussten etwas leiden, aber das war uns im Vornherein schon klar 😀

Ich nahm zwischenzeitlich Kontakt mit Tara auf, unserem AirBnb-Host, wo wir die nächste Woche unser zuhause gefunden haben. Wir konnten unser Zimmer schon eher beziehen und sind mit unseren müden Beinen nach Ocean Beach gefahren. Das Haus ist ganz OK, aber die Lage nicht ganz optimal – die Hauptachse von Ocean Beach und Sunset Cliffs führt relativ nahe am Haus vorbei, entsprechend laut ist es. Beim Buchen auf AirBnb sieht man (leider) die exakte Adresse nicht, sondern nur ungefähr den Ort. Eigentlich zentral gelegen mit schnellen Anschlüssen in die Stadt und nach La Jolla, das spricht wieder dafür.

Nachdem wir uns etwas ausgeruht hatten, unternahmen wir einen weiteren Ausflug. Wir haben uns spontan zwei Tickets für das College Footballspiel der San Diego State Aztecs gegen die Northern Illinois Huskies im berühmten Qualcomm-Stadium gekauft 😉 Für Tanja ist das ja noch neu, ich wusste was uns erwartet – ein riesiger Parkplatz vor einem riesigen Stadium mit vielen, vielen Leuten! Es ist unglaublich, aber ein Football-Spiel einer Universitätsmannschaft zieht hier Zehntausende Fans an! Auf dem Parkplatz fanden viele berühmte “Tailgate-Parties” statt. Das sind Gatherings von Fans, die sich auf dem Parkplatz vor dem Spiel treffen, einen Grill anschmeissen, Spiele spielen, sich ein Bierchen (oder ein paar mehr) gönnen und zusammen auf den Anpfiff des Spiels warten. Einfach faszinierend, wie gut hier alles funktioniert. Vom Einlass der Fans ins Stadium, dem Parkieren der Autos über reibungslose Spiele ohne Pyro-Idioten oder sonst was. Warum das bei uns so schwer zu sein scheint, ist mir nach wie vor ein Rätsel. Das Stadium füllte sich allmählich, und um 19:30 Uhr fand der Anpfiff statt. Die heimischen Aztecs verzeichneten einen fulminanten Start – nach nur 13 Sekunden (!!) landeten sie bereits den ersten Touchdown, im ersten Drive. Sieht man selten! Das Spiel war sehr offensiv und wir konnten bis zum dritten Inning, wo wir leicht fröstelnd dann den Heimweg antraten, viele weitere Touchdowns beider Mannschaften erleben. Die Unterhaltung vor und während dem Spiel wird in den USA bekanntlich gross geschrieben. Cheerleader, Fahnenschwinger, Marching Bands und Tänzerinnen heizten dem Publikum zusätzlich ein. Ein riesiges Spektakel, einfach Sehenswert! In der Halbzeitshow traten ca. 1’400 Personen auf dem Feld auf, muss man sich mal vorstellen. Diverse Kapellen von High Schools aus der Gegend unterstützten diejenige der San Diego State University. Das Spiel gewannen die Aztecs übrigens mit 34:28.

It feels good to be “Home away from Home” again…

Nachtrag 16.10.2017: natürlich hat es uns (oder zumindest mich :-)) noch interessiert, wieviele Zuschaer effektiv im Stadion waren. Die Amerikaner sind in Puncto Sport ja sehr “Statistikbegeistert”, so wundert es nicht, dass diese auch bereits im Universitätssport umfangreich zur Verfügung stehen. Insgesamt wohnten 35’717 Zuschauer dem Spiel bei! Muss man sich mal vorstellen… Zum Vergleich: der FC Basel, die erfolgreichste Fussball-Mannschaft in der Schweiz, hat durchschnittlich um die 28’000 Zuschauer. Wir vergleichen hier die jeweils populärste Sportart im Land – jedoch die Profiliga der Schweiz gegenüber einer Universitätsliga in den USA. Der FC St. Gallen begeistert im Schnitt um die 13’000 Zuschauer. Den Statistiken war auch zu entnehmen, dass dies der fünfte Erfolg in Serie war. Einen ebenso erfolgreichen Saisonstart legten sie zum zweiten Mal nach 1975 hin, in insgesamt 47 Saisons. Über die letzten 29 Spiele betrachtet, wovon sie 26 gewannen, belegen sie USA-weit den drittbesten Platz (hinter Alabama und Clemson). Go Aztecs!
Sie gewannen das 6. Spiel dieser Saison, bei einer Zuschauerzahl von 19’770.
Sie verloren das 7. Spiel dieser Saison, bei einer Zuschauerzahl von 49’053.

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